Russian Homes

Ein Dokumentarfilm von Christoph Felder

Die Sicht eines Dreizehnjährigen auf seine klavierspielende Mutter und die besondere Beziehung zwischen Deutschland und Russland in heutiger Zeit. Davon handelt das neue Dokumentarfilmprojekt des deutschen Filmemachers Christoph Felder. Ein Blick aus nächster Nähe.

Denn der Protagonist des Films ist Sohn Nicolai, der mit Authentizität, Witz und natürlichem Charme sein Verhältnis zur russischen Mutter und ihrem Nationalbewusstsein beschreibt und dabei ein wichtiges, gesellschaftsrelevantes Sujet aus ungewohnt menschlicher Perspektive spannend und mit viel Ironie erzählt – und eben nicht dem derzeitig üblichen politischen Propagandismus verfällt.

Sie besuchen die russischen Großeltern in Riasan, die vor vielen Jahren als Exilanten aus Tadschikistan kamen und fahren dann mit dem Zug in den Süden des Landes. Während der darauffolgenden Busfahrt auf die Krim sind viele von der neuen Brücke fasziniert. Für den Dreizehnjährigen gehört die Krim zu Russland, verbringen doch hier schon in Sowjetzeiten Großeltern, Mutter und Tante ihren Urlaub.

Aber für Nicolai gibt es noch ein anderes Thema – vielleicht naheliegend, dass er als „halber Russe“ von einigen Mitschülern aufgezogen wurde, nein, das steht nicht unbedingt an erster Stelle. Mehr die Auseinandersetzungen um den russischen Präsidenten, Wladimir Putin, sorgen immer wieder für Konfliktstoff. Erbitterte Diskussionen und Auseinandersetzungen zwischen den Eltern um Standpunkte, Person und Politik sind Bestandteil des familiären Lebens.

Fast nirgendwo finden sich relevante Ansätze, wie der Junge mit dieser Situation umgehen kann, weder in den Medien, noch in den sozialen Netzwerken, und in der Politik schon gar nicht. Es ist vielleicht das Gefühl, zwischen den Stühlen zu sitzen und dieser Situation des ewigen Klischees ausgeliefert zu sein. Weltfremd und absurd scheinen ihm die vielen polarisierenden Berichte.

Tröstlich ist eigentlich nur das Verständnis der Eltern, deren Bemühen um Menschlichkeit, den familiären Frieden, die ihm einen gewissen Halt geben. Und natürlich das Klavierspiel der Mutter, die mit ihrer Schwester ein Mozart-Konzert plant und dafür ihre beiden Flügel in den gegenüberliegenden Saal transportieren muss. „Denn mit einem Flügel“ sagt sie, “kann man nicht fliegen“.

RUSSIAN HOMES, Deutschland 2019, Länge: ca. 90min., Produktion CFF für arts-tart, Ein Film von Christoph Felder

Hier geht’s zum TRAILER 1, hier zum TRAILER 2.

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