Wie im Film

Von Kristina Kubulin

Zum Beginn der Osterferien suchte ich nach einem Film, den ich mit meinem 13jährigen Sohn gemeinsam anschauen könnte und stieß auf „Die Welle“. Ein Lehrer startet mit seiner Schulklasse ein Sozialexperiment, um zu zeigen, wie Diktaturen entstehen, lautete die knappe Inhaltsangabe. Ich vermutete, dass der Film mir irgendetwas auch über die derzeitige Situation sagen könnte und drückte voller Interesse auf die Start-Taste.

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Corona.Frei

Von Céline v. Knobelsdorff

Gibt es überhaupt noch ein anderes Thema als Corona? Das leidige Virus-Thema hält unseren Geist mit andauernden quälenden Grübeleien besetzt, es verdunkelt unsere Seele und beherrscht unsere Beziehungen zu anderen Menschen — sofern Kontakte überhaupt noch möglich sind. Viele von uns kämpfen in diesen Tagen am Rand der Erschöpfung um ihr inneres Gleichgewicht. Sie sehnen sich zutiefst danach, vor diesem Thema einmal Ruhe zu haben. Zugleich wissen sie, dass sie von ihm eingeholt werden, dass es schlimmer wird, wenn sie ihre verbleibenden Kräfte nicht in den Widerstand investieren. Hier hilft es, wenn wir lernen, „zwischendurch“ auch mal gut zu uns selbst zu sein. Dazu gehören Seelennahrung aller Art, Dinge, die uns stärken und auf positive Art berühren, ermutigende Kontakte, auch mal kleine Corona-Pausen.

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Gefährliches Doppelspiel

Heinz Tietjen – Dirigent, Regisseur, Intendant

„Geh in die Provinz und blamier Dich!“ Diesen Rat seines Lehrers Arthur Nikisch hat der junge Dirigent Heinz Tietjen nur teilweise befolgt. In die Provinz ging er tatsächlich. Fast zwei Jahrzehnte, von 1904 bis 1922, wirkte er am Theater der Stadt Trier, drei Jahre als Kapellmeister, dann als Chef des Hauses. Doch blamiert hat er sich nicht. Bis heute gilt die Ära Tietjen als die größte Zeit des Trierer Theaters. Tietjens künstlerischer Aufstieg begann in der zweiten Hälfte der Weimarer Republik und führte ihn binnen weniger Jahre an die Spitze des deutschen Theaterlebens. Er war gleichzeitig General-Intendant der Preußischen Staatstheater und künstlerischer Leiter der Bayreuther Festspiele. Damit hatte er eine in der Theatergeschichte einzigartige Machtposition inne. Obwohl ein Gegner der Nazis, blieb Tietjen auch nach 1933 in seinen Ämtern: der Beginn einer zwölfjährigen Gratwanderung, eines gefährlichen Doppelspiels zwischen Anpassung und Widerstand.

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Was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt

Widerstand gegen die „Euthanasie“-Verbrechen der NS-Zeit

In der NS-Zeit galten psychisch Kranke und Behinderte, auch körperlich Behinderte, als „nutzlose Esser“, „Ballastexistenzen“, „lebensunwertes Leben“. Mit ihnen kannte das Regime keine Gnade. Seit Anfang 1934 wurden 400 000 Menschen zwangssterilisiert. Gegen Ende der 1930er Jahre setzten die systematischen Kranken- und Behindertenmorde der Nazis ein. Betrachtet man nicht allein das deutsche Kernreich, sondern auch die im Krieg besetzten Gebiete, dann fielen diesen Morden insgesamt bis zu 300 000 Menschen zum Opfer, darunter weit über Zehntausend Kinder. „Was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt“ weiterlesen