Nicht schwindelfrei – Über Lügen in der Politik

Unsere Politiker haben einen schlechten Ruf, und die Politikerschelte ist an der Tagesordnung. Man kann ihnen nicht trauen, heißt es. Sie sagen uns nicht die Wahrheit, sie lügen uns an. Heutzutage mehr denn je. Davon sind nicht nur die „Wutbürger“ überzeugt. Viele Wissenschaftler und Publizisten sehen es ähnlich. Und auch die Politiker selbst bezichtigen sich oft genug wechselseitig der Lüge. Doch merkwürdig: Nur relativ selten werden Politiker bei handfesten Lügen ertappt. Wie kann das sein? Was sind eigentlich politische Lügen? Wo fangen sie an – wo hören sie auf? Und warum lügen Politiker? Ist die politische Lüge in jedem Fall verwerflich? Oder kann sie auch legitim, sogar notwendig sein? Und die Bürger: Wollen sie die Wahrheit denn wirklich hören? Honorieren sie es bei Wahlen, wenn ein Politiker ihnen „reinen Wein“ einschenkt? Wie „Nicht schwindelfrei – Über Lügen in der Politik“ weiterlesen

Reif für die Schatzinsel

Ist das nicht Abenteuer pur – samt glücklichem Ende? Eine alte Schatzkarte beflügelt die Fantasie der Männer um den jugendlichen Helden Jim Hawkins. Kurzerhand rüsten sie ein Schiff aus, stechen in See, werden auf einer verwunschenen Insel fündig und bringen ihre reiche Beute heil nach England. Doch dann wird Jim von „grässlichsten Albträumen“ heimgesucht. Denn das schöne Abenteuer blieb nicht ohne Blut und Leid, Schandtaten und Grausamkeiten. „Reif für die Schatzinsel“ weiterlesen

Jegliches hat seine Zeit

DDR-Filmschauspieler und –regisseure vor und nach der Wende

Manfred Krug, Armin Mueller-Stahl, Angelica Domröse, Jutta Hoffmann – viele bekannte DDR-Schauspieler, auch Regisseure wie Egon Günther, haben ihrem Staat schon vor der Wende den Rücken gekehrt und sind in den Westen gegangen. Andere, wie Uwe Kockisch, Jaecki Schwarz oder der Regisseur Andreas Dresen, blieben bis zum Ende und konnten auch im wiedervereinten Deutschland ihre Karriere fortsetzen. Viele andere jedoch, unter ihnen etliche herausragende Künstler, haben den Umbruch 1989/90 nicht unbeschadet überstanden. Die Engagements blieben aus. „Jegliches hat seine Zeit“ weiterlesen

Die rote Baronesse

Das extreme Leben der Jenny Marx

Wo immer sie auftritt, ist sie von Verehrern umschwärmt. Die junge  Jenny von Westphalen gilt als „das schönste Mädchen von Trier“, als „Ballkönigin“, charmant, witzig, intelligent.Trotz aller Avancen entscheidet sie sich früh – und gegen alle Konvention – für einen vier Jahre jüngeren Bürgersohn jüdischer Herkunft, den sie schon aus Kindertagen kennt: Karl Marx. Dass er ihr fürs Erste kein standesgemäßes Leben würde bieten können, ist Jenny klar. Was sie dann erlebt, übertrifft wohl selbst ihre schlimmsten Befürchtungen: lebenslanges Exil, materielle Not, schwere Krankheiten, politische Enttäuschungen, persönliche Demütigungen. Mehrere ihrer Kinder und Enkelkinder sterben früh. „Die rote Baronesse“ weiterlesen

Von der Spaltung zur Einheit?

500 Jahre Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier

Es muss vor etwa zehn Jahren gewesen sein. Damals unterbreitete ich einer Hörfunk-Redaktion Vorschläge für ein satirisch gefärbtes Feature über katholische Reliquienverehrung. Im Zentrum sollte die berühmte Trierer Heilig-Rock-Wallfahrt stehen. Die Redaktion zeigte ein gewisses Interesse, meinte aber, andere Themen seien zurzeit wichtiger. Etwa zwei Jahre später erinnerte man sich meiner Idee – aus aktuellem Anlass. Denn in Trier stand für das Jahr 2012 eine Jubiläums-Wallfahrt auf dem Programm: Vor 500 Jahren war der Rock Christi der Öffentlichkeit zum ersten Mal gezeigt worden.

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Gefährliches Doppelspiel

Heinz Tietjen – Dirigent, Regisseur, Intendant

„Geh in die Provinz und blamier Dich!“ Diesen Rat seines Lehrers Arthur Nikisch hat der junge Dirigent Heinz Tietjen nur teilweise befolgt. In die Provinz ging er tatsächlich. Fast zwei Jahrzehnte, von 1904 bis 1922, wirkte er am Theater der Stadt Trier, drei Jahre als Kapellmeister, dann als Chef des Hauses. Doch blamiert hat er sich nicht. Bis heute gilt die Ära Tietjen als die größte Zeit des Trierer Theaters. Tietjens künstlerischer Aufstieg begann in der zweiten Hälfte der Weimarer Republik und führte ihn binnen weniger Jahre an die Spitze des deutschen Theaterlebens. Er war gleichzeitig General-Intendant der Preußischen Staatstheater und künstlerischer Leiter der Bayreuther Festspiele. Damit hatte er eine in der Theatergeschichte einzigartige Machtposition inne. Obwohl ein Gegner der Nazis, blieb Tietjen auch nach 1933 in seinen Ämtern: der Beginn einer zwölfjährigen Gratwanderung, eines gefährlichen Doppelspiels zwischen Anpassung und Widerstand.

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Mythos Kanonenbahn

Schienenstrang zu Feind und Freund

Bauprojekte von gigantischen Ausmaßen gibt es nicht erst in unseren Tagen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Preußen-Deutschland eine Eisenbahnlinie, die hierzulande bis heute ihresgleichen sucht. Die legendäre „Kanonenbahn“, wie sie im Volksmund genannt wurde, verband die Hauptstadt Berlin mit der Festungsstadt Metz, die nach dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 zu Deutschland gehörte. „Mythos Kanonenbahn“ weiterlesen

Schöne alte Bücherwelt

Antiquariate und ihre Kunden

Alte Bücher haben Menschen seit jeher fasziniert – und manch einen ins Verderben gestürzt. Der legendäre Magister Tinius wurde sogar zum Räuber und Totschläger, um sich in den Besitz begehrter Druckwerke zu bringen. Bibliomane Exzesse wie dieser sind zwar Ausnahmen, doch Leidenschaft ist bei den Jägern und Sammlern alter Bücher fast immer im Spiel; nicht minder bei den Antiquaren, die in ihren Ladengeschäften, auf Auktionen oder Messen und seit einigen Jahren auch verstärkt im Internet ihre Schätze zum Verkauf anbieten.

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Moselfahrt aus Liebeskummer

Rudolf Binding, einst Kultautor des konservativen deutschen Bürgertums, war ein Dichter des Untergangs

2017 jährt sich der 150. Geburtstag des Schriftstellers Rudolf Binding, 2018 sein 80. Todestag.

Als ich vor zehn Jahren für den SWR an einem Binding-Feature arbeitete, schien es mir, als befasse ich mich mit einem abgeschlossenen Thema, das nur noch historisches Interesse beanspruchen könne. Vor einigen Tagen, beim Wiederhören des Features nach langer Zeit, sind mir zu meiner Überraschung zahlreiche aktuelle Bezüge aufgefallen. „Moselfahrt aus Liebeskummer“ weiterlesen

Was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt

Widerstand gegen die „Euthanasie“-Verbrechen der NS-Zeit

In der NS-Zeit galten psychisch Kranke und Behinderte, auch körperlich Behinderte, als „nutzlose Esser“, „Ballastexistenzen“, „lebensunwertes Leben“. Mit ihnen kannte das Regime keine Gnade. Seit Anfang 1934 wurden 400 000 Menschen zwangssterilisiert. Gegen Ende der 1930er Jahre setzten die systematischen Kranken- und Behindertenmorde der Nazis ein. Betrachtet man nicht allein das deutsche Kernreich, sondern auch die im Krieg besetzten Gebiete, dann fielen diesen Morden insgesamt bis zu 300 000 Menschen zum Opfer, darunter weit über Zehntausend Kinder. „Was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt“ weiterlesen

Der Mensch – ein Abgrund

Ansichten des Opernsängers Franz Grundheber

Am 27. September 2017 feiert der große Opernsänger Franz Grundheber seinen 80. Geburtstag. Ob Wozzeck oder Rigoletto, ob Macbeth, Jago oder Scarpia – das Interesse des Baritons galt stets den zerrissenen und abgründigen Figuren, den Schuldigen, den Scheiternden, den Verlorenen… Der aus Trier stammende Grundheber ist eine der herausragenden Persönlichkeiten der zeitgenössischen Opernbühne. Vier Jahrzehnte währt seine internationale Karriere nun schon. Ein Sänger-Darsteller, der dank seiner außergewöhnlichen Ausstrahlung und Präsenz, dank seiner großen, unverwechselbar timbrierten und technisch mustergültig geführten Stimme aus einem Opernabend ein Ereignis, ein unvergessliches Erlebnis machen kann.

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Die „Flüchtlingskrise“ in den Medien

Im Juli 2017 veröffentlichte die gewerkschaftsnahe Otto-Brenner-Stiftung eine große Studie des Medienforschers Michael Haller. Titel: Die „Flüchtlingskrise“ in den Medien. Tagesaktueller Journalismus zwischen Meinung und Information. Was und wie haben die Betroffenen, also die Medien, über diese Untersuchung berichtet? Hier – zum Nachhören – meine „Nachrichtenkritik“ für das SWR 2-Magazin Mehrspur (13. August 2017).

 

Am besten nichts Neues

Zwei Jahre nach der Germanwings-Katastrophe

Hier zum Nachhören meine neue „Nachrichtenkritik“ für das SWR 2-Magazin Mehrspur (gesendet am 17. April 2017). Sie befasst sich mit dem Medienecho auf die Pressekonferenz von Günter Lubitz, dem Vater des allgemein für schuldig gehaltenen Ko-Piloten. Im Mittelpunkt des Beitrags steht die Analyse eines „heute journal“-Gesprächs zwischen Moderator Christian Sievers und dem Luftfahrtexperten Andreas Spaeth.

Zahlen zählen…

18. September 2016: Duma-Wahlen in Russland, Abgeordnetenhauswahlen in Berlin, dazu Demonstrationen gegen TTIP und CETA in  deutschen Großstädten. Da liefen in den Nachrichtenredaktionen jede Menge Zahlen auf. Nicht leicht, den Überblick zu behalten.  Einige haben ganz schön draufgezahlt. Hier zum Nachhören meine Nachrichtenkritik für das SWR 2-Magazin „Mehrspur“ (gesendet am 02.10.2016).

Medienkritiker unter sich

Die „etablierten Medien“ stecken in der Krise. Als wäre der Kampf vieler Zeitungen, Zeitschriften und Rundfunkanstalten um Werbekunden, um Quoten, Auflagen und Online-Klicks, nicht schon strapaziös genug, machen nun auch noch martialische Vorwürfe die Runde. Da ist pauschal von „Lügenpresse“ und „Systemmedien“ die Rede. „Medienkritiker unter sich“ weiterlesen