In der WDR 3-Literatursendung „Gutenbergs Welt“ vom 20. Februar 2021 sprach ich mit Moderator Walter van Rossum über Bernd Greiners neue Kissinger-Biografie (erschienen bei C.H. Beck zum Preis von € 28). Hier der Beitrag zum Nachhören.
Kategorie: Literaturkritik
Weltuntergänge
In der WDR 3-Literatursendung Gutenbergs Welt vom 19. September 2020 sprach ich mit Walter van Rossum über Nick Bostroms Buch „Die verwundbare Welt – Eine Hypothese“ (Suhrkamp Verlag). In der Sendung (hier komplett als Podcast) gab es zudem ein Gespräch mit Paul Schreyer über dessen Corona-Bestseller „Chronik einer angekündigten Krise“.
Gandhi – Politik und Wahrheit
Woran liegt es, dass „Mahatma“ Gandhi die Aufnahme in den Kreis der großen politischen Theoretiker des 20. Jahrhunderts bis heute versagt geblieben ist? Die Gründe sind sicher nicht allein in okzidentaler Überheblichkeit gegenüber einem „orientalistischen“ Denker zu suchen, sondern auch darin, dass Gandhi eine systematische Exposition seiner Anschauungen fast ganz vermieden hat. „Gandhi – Politik und Wahrheit“ weiterlesen
Heimaturlaub – Roman von Joachim Geil
75 Jahre Kriegsende (VI)
Dieter Thomas ist Anfang zwanzig, Leutnant, ein Soldat im Krieg, irgendwo an der Ostfront, 1944. Eine Verwundung bringt ihn ins Lazarett. Wieder genesen, hat er eine Woche Urlaub. Heimaturlaub. Wie schon so oft, fährt er dorthin, wo er ursprünglich herkommt, in die Pfalz, in den Kurort Bergzabern. Hier lebt viel Verwandtschaft, Großeltern, Tante Emmy, Onkel Gustav mit Tante Carla und den Kindern. In einem Nachbarort liegt das Grab seiner Mutter. Auch Heidi, die schöne Majorstochter, lebt in Bergzabern – ein Grund mehr für Dieter, die Pfalz zu besuchen.
„Heimaturlaub – Roman von Joachim Geil“ weiterlesenDer Fall Selpin
75 Jahre Kriegsende (V)
Im Sommer 1942 steckt der Regisseur Herbert Selpin mitten in den Dreharbeiten zu seinem bis dahin größten Projekt: einem aufwändigen Film über den Untergang des britischen Luxusliners „Titanic“. Doch den Abschluss dieser Arbeit erlebt er nicht mehr. Am 30. Juli wird der prominente Filmschaffende verhaftet und ins Polizeigefängnis am Berliner Alexanderplatz gebracht. Dort findet man ihn zwei Tage später tot in seiner Zelle. Selpin hat sich erhängt. Er ist das Opfer einer Denunziation geworden.
„Der Fall Selpin“ weiterlesenEine knappe Angelegenheit
75 Jahre Kriegsende (IV)
War der Ausgang des Zweiten Weltkriegs vorprogrammiert? War absehbar, dass er mit der Niederlage der „Achsenmächte“ und dem Sieg der „Alliierten“ enden würde? Die Geschichtswissenschaft leistet einem solchen Eindruck zuweilen ungewollt Vorschub, denn das Handwerk der Historiker ist nun einmal primär die Beschreibung und Erklärung dessen, was tatsächlich geschehen ist – weniger dagegen die Erörterung der Frage „was wäre gewesen, wenn…“. „Eine knappe Angelegenheit“ weiterlesen
Lebenslang Lebensborn
75 Jahre Kriegsende (III)
Die SS-Organisation Lebensborn ist bis heute von Legenden umrankt. Eine davon besagt, es habe sich um eine „Zuchtanstalt“ gehandelt, in der ausgesuchte weibliche und männliche Prachtexemplare der arischen Rasse zum Zweck der Kinderzeugung zusammengeführt wurden. Doch die Lebensborn-Organisatoren führten anderes im Schilde. „Lebenslang Lebensborn“ weiterlesen
Hitlers Charisma
75 Jahre Kriegsende (II)
Neue Hitler-Filme, neue Hitler-Bücher – der Strom einschlägiger Veröffentlichungen will nicht abreißen. War – und ist? – Adolf Hitler also doch ein „Faszinosum“, wie es der frühere Bundestagspräsident Jenninger einmal in einer umstrittenen Rede ausgedrückt hat? „Hitlers Charisma“ weiterlesen
Luxemburg im Zeichen des Hakenkreuzes
75 Jahre Kriegsende (I)
In kaum einem anderen europäischen Land sind die Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg so gegenwärtig wie in Luxemburg. Der deutsche Einmarsch 1940 und der dann folgende Versuch, das kleine Land seiner Identität zu berauben und es dem „Großdeutschen Reich“ einzuverleiben, sind für die Luxemburger ein traumatisches Erlebnis gewesen. Nicht minder gegenwärtig ist die Erinnerung an den mutigen Widerstand vieler Luxemburger gegen die deutsche Okkupation. „Luxemburg im Zeichen des Hakenkreuzes“ weiterlesen
Als Reisen noch bildete
Die Welt des Baedeker
Reisen bildet, heißt es. Nur: Was soll man machen, wenn man sich reisend bilden möchte, aber nicht darf? Wenn man raus will, aber die Grenzen dicht sind? In trübsinnigen Zeiten wie diesen suche ich immer öfter nach Surrogaten – fahre mit dem Finger über Landkarten, träume mich mit Bildbänden in ferne Welten, schwelge in alten Reiseführern. „Als Reisen noch bildete“ weiterlesen
Wahrheitspopulismus
Auf dem Buchmarkt gibt es einen neuen Trend: Immer mehr Autoren wollen die Wahrheit retten und warnen eindringlich vor Verschwörungstheorien und -theoretikern. Der Kollege Walter van Rossum spricht in diesem Zusammenhang von „Wahrheitspopulismus“. Vor ein paar Wochen, am 20. April 2019, sprach ich mit ihm in der WDR 3-Literatursendung Gutenbergs Welt exemplarisch über das Buch von Jan Skudlarek Wahrheit und Verschwörung – Wie wir erkennen, was echt und wirklich ist (erschienen bei Reclam). Hier der Beitrag zum Nachhören.
Vom Alpha-Journalisten zum Dissidenten
Erinnerungen von (und an) Günter Gaus
Vor fünfzehn Jahren, im Mai 2004, verstarb Günter Gaus, einer der bekanntesten und einflussreichsten deutschen Publizisten nach dem Zweiten Weltkrieg. Wenige Monate nach seinem Tod erschienen unter dem Titel „Widersprüche“ seine unvollendet gebliebenen Lebenserinnerungen. Ich hatte sie seinerzeit rezensiert – hier der Text zum Nachlesen. „Vom Alpha-Journalisten zum Dissidenten“ weiterlesen
Verachtete Völker (II)
R.L. Stevenson über Indianer
Im vorangegangenen Beitrag hatte ich Robert Louis Stevensons Buch Emigrant aus Leidenschaft vorgestellt und eine längere Passage aus dem Kapitel „Verachtete Völker“ zitiert, die vermutlich Anfang der 1880er Jahre verfasst wurde und den Hass weißer Europäer und Amerikaner auf chinesische Menschen beschreibt und kritisiert. In der folgenden Passage spricht Stevenson über das Schicksal der Indianer. „Verachtete Völker (II)“ weiterlesen
Verachtete Völker (I)
R.L. Stevenson über Chinesen
Im Sommer 1876 hatte Robert Louis Stevenson in Frankreich die verheiratete Amerikanerin Fanny Osbourne kennenglernt. Die beiden verliebten sich. Als Fanny zwei Jahre später in die USA zurückkehrte, folgte ihr Stevenson im August 1879 mit dem Ziel, ihre Scheidung zu erwirken und sie zu seiner Frau zu machen. „Verachtete Völker (I)“ weiterlesen
Lebensfäden
Erinnerungen von (und an) Ekkehart Krippendorff
Vor einem Jahr, am 27. Februar 2018, verstarb der Politikwissenschaftler und Autor Ekkehart Krippendorff. Seine Autobiografie „Lebensfäden“ war 2012 erschienen – nach wie vor eine lohnende Lektüre.
Ein typisch-deutscher Professor ist Ekkehart Krippendorff nie gewesen. Die Universitätslaufbahn des 1934 geborenen Politikwissenschaftlers war von zahlreichen Konflikten begleitet.
Die graue Eminenz
Anmerkungen zu Hans Globke (1898-1973)
Auf den Tag genau vor 120 Jahren, am 10. September 1898, erblickte Hans Josef Maria Globke das Licht der Welt. Er wurde zu einer der fragwürdigsten Gestalten in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts und stand für deren mitunter frappierende Kontinuität. Während der NS-Zeit verfasste er den maßgeblichen Kommentar zu den Nürnberger Rassengesetzen, nach dem Zweiten Weltkrieg war er viele Jahre Chef des Bundeskanzleramts und die „graue Eminenz“ der Adenauer-Ära. 2009 hatte ich einige Bücher zum Fall Globke für die Süddeutsche Zeitung rezensiert. Hier der Artikel zum Nachlesen. „Die graue Eminenz“ weiterlesen